Das stabile Spätherbstwetter führte mich am 8/9. November 2024 hinauf ins Rotondogebiet. Die gleichnamige SAC Hütte war bereits geschlossen, nur der Winterraum war offen. Ich plante einen Besuch zum Wittenwasseren-Gletscher, völlig alleine und in Abgeschiedenheit zu dieser Jahreszeit...
Hier oben stösst der Gletscher mit seiner ganzen Grösse frontal in den Eissee, was mich an Erlebnisse in der Antarktis erinnerte. Es schien mir, als hätte sich an seiner Frontseite auch eine Eishöhle gebildet mit Eingang über dem See. Eigentlich hoffte ich auf treibendes Gletschereis bei blauer Stunde, so das Motiv in meinem Kopf drinn...
Da lagen grosse Eisblöcke, auch einige Meter vom Seeufer auf dem Land. Es musste vor nicht langer Zeit ein Ereignis stattgefunden haben, das eine grössere Flutwelle ausgelöst hat... und was waren das für eigenartige Zeichnungen im jungen Eis des Gletschersees, das sich wohl erst vor wenigen Tagen zu bilden begonnen hat?
Vorsichtig begann ich, das Eis auf dem See zu testen. Es gab noch Bereiche, wo noch Wasser floss. Es gelang mir, mit Steigeisen und Pickel ein Stück auf den Rücken des Gletschers zu steigen. Da gab es einige Steinbrocken und ich begann damit, die Eisdecke unter dem Gletscher, am Rande des Eissees zu testen... Ein trockenes Krachen... der erste Stein schlug auf dem Eis auf. Es hielt dem Einschlag stand! Das Eis auf dem See war schwarz gefroren und teilweise von eingefrorenem Treibeis bedeckt. Noch ein Stein und noch einer musste runter auf das Eis des Sees, bis ich mir sicher sein durfte, dass ich der Eisfläche vertrauen durfte...
Ein Fehler meinerseits in der Einschätzung der Verhältnisse des zugefrorenen Sees und auch der Gletscherfront auf ihre momentane Stabilität... könnte für mich tödlich enden! Vor einer Wiederholung sei hier eine deutliche WARNUNG platziert!