Die Besteigung des Huandoy Norte (6395m) hat uns viel Kraft gekostet, aber der Ausblick auf die formschöne Piràmide (5885m) war einfach faszinierend und eine Besteigung der SW-Wand schien uns möglich geworden, obwohl technisch schwierig!
Ein Ruhetag an der traumhaften Lagune Paron verfehlte die Wirkung nicht... wir waren in Hochform und vor Ort!
Da es in der Lagune damals keine Schifflein gab, kämpften wir uns auf der rechten Seite des Sees (im Sinne des Zustieges) vor. Das war ein Vorhaben für sich...! Es gab keinen Pfad, keine Wegspuren. Die Ufer waren überwachsen und zum Teil recht steil und mühsam zu begehen. So brauchten wir einen vollen Tag bis unter die SW-Wand der Piràmide, wo wir unser Hochlager errichteten. Die Zeit bis zum Einnachten reichte noch für eine kurze Rekognoszierung zum Einstieg.
Noch war es dunkel, als wir vom Hochlager aus aufbrachen. Das erste Tageslicht erreichte uns beim Überklettern des Bergschrundes. Die Bedingungen in der Wand waren perfekt! Anders als am Huandoy hatten wir hier nicht mit der stechenden Äquatorsonne zu kämpfen. Auf der südlichen Hemisphäre entspricht die Exposition einer SW-Wand einer NW-Wand, ähnlich wie wir es uns von der nördl. Hemisphäre her gewohnt sind...
Die Besteigung der SW-Wand der Piràmide bereitete uns richtig Freude und wir kamen gut durch die extreme Eiswand durch... bis 2 Seillängen unter dem 5885m hohen Gipfel! Die Sonne war schon tief und die Kletterei hier extrem schwierig, zum Teil an senkrechtem Riffeleis unter den berüchtigten riesigen Wächten (Schaumrollen) aus Schnee und Eis...! Genau mit den letzten Sonnenstrahlen richteten wir unser Gipfelbiwak ein und krochen in den Schlafsack...
Die Piràmide ist von allen Seiten her extrem schwierig zu besteigen. So war auch unser Abstieg durch die Nordwand ein Abenteuer. Ich weiss nicht mehr, wie viele Abseilstellen wir einrichten mussten, bis wir auf dem steilen Gletscher unter der Wand ankamen und uns durch das Labyrint der Gletscherspalten zu unserem Hochlager zurückkämpften...
Zur Zeit unserer Begehung fanden wir keine Hinweise in der Literatur, dass die SW-Wand der Piràmide vor uns je bestiegen wurde. Sicher sind wir uns jedoch bis heute nicht... ist auch unwichtig.